Mooreiche
Seit der letzten Eiszeit vor ca. 12.000 Jahren besiedelten verschiedene Baumarten wieder das Land. So auch die Eichen.
Knörrige mächtige Baumriesen prägten die Auwälder. Idealer Unterschlupf für Bären, Mammuts und den Luchs. Durch die Schneeschmelze (Gletscher gab es noch genug, aber keine Schweiz und Österreich) im Gebirge überschwemmten gewaltige Wassermengen die Urstromtäler von Rhein und Donau. Auwälder und ganze Baumgruppen wurden umgerissen und mit Sand, Geröll und Kies bedeckt. Sie versanken in der Zeit und Dunkelheit. Durch Kiesabbau, Straßenbau und andere Tiefbauarbeiten kommen die verschwundenen Giganten wieder ans Licht. Durchmesser von 2m, schwarz glänzende Zeitzeugen. Wer zuhören mag, dem erzählen sie Geschichten aus dem großen Strom des Lebens, von Luft, Wasser, von den noch wenigen Menschen, von Klarheit und vom Wandel.
Einige dieser Baumgiganten konnte ich im Frühjahr bergen. In einer Kiesgrube wurden diese Urweltbäume freigelegt.
Ein Stamm war so schwer und mächtig, dass er nicht einmal mit einem Radlader und Kran bewegt werden konnte. Der Versuch den Stamm in der Mitte zu zersägen, scheiterte nach drei durchgeglühten Motorsägeketten. Kleine Steinchen und die beginnende Mineralisierung des Holzes, sind für normale Sägen einfach zu hart. So überließen wir den Baumstamm einer anderen Zeitgeschichte. Die „kleineren“ 5 Stämme konnten wir mit Einsatz von Kran, Seilwinde und Radlader doch gut verladen. Selbst das Wetter, Schneesturm, Sonnenschein und Frost bot eine großartige Kulisse für die Bergungsaktion. Auch der Transport ins Sägewerk entwickelte sich durch Schneesturm, Glatteis und Stau zum kleinen Abenteuer.
Im Sägewerk angekommen, ließ ich die Stämme durch Schnee und Regen auf dem Lagerplatz noch etwas einweichen, bevor es zur eigentlichen Zerlegung ging. Erstaunlicherweise ließen sich die Bäume längs gut zu Dielen und Brettern aufschneiden. Wer einmal an frisch gesägter Mooreiche geschnuppert hat, wird diesen Duft niemals vergessen. Aromatisch, herb, kräftigend, männlich mit einer leichten femininen Note und mineralisch. Ein Hauch von Elefanten, oder rochen die Mammuts gar so?